Ein besonderer Erinnerungsort

Synodale besuchen Fürnried
Bildrechte Museum Johann Flierl

Synodale besuchen Johann-Flierl-Projekt im oberpfälzischen Fürnried

Das rein ehrenamtlich organisierte Projekt schlägt hohe Wellen – zwischen Skepsis und Begeisterung. Dem berühmtesten Sohn ihrer Gemeinde möchten die Evangelischen von Fürnried in der Oberpfalz ein Museum errichten. Mitglieder der Landessynode informierten sich vor Ort.

In Papua-Neuguinea ist er so etwas wie ein „Heiliger“. Jedes Kind kennt dort Johann Flierl, den ersten evangelisch-lutherischen Missionar, der
Ende des 19. Jahrhunderts aus Neuendettelsau ans andere Ende der Welt fuhr, um das Evangelium zu verkünden. Was hierzulande in Vergessenheit zu geraten droht, ist, dass der Oberpfälzer aus dem Weiler Buchhof und der Kirchengemeinde Fürnried stammt. Das zu ändern, haben sich die beiden Kirchenvorsteherinnen Gerda Stollner und Anni Weber zur Aufgabe gemacht.

Am Anfang stand ein Gedanke: „Wir müssen das Andenken von Johann Flierl am Leben halten, was er geleistet hat und wie er das Evangelium
in die weite Welt getragen hat“, erläutert Stollner leidenschaftlich. Flierl habe das Evangelium zu den Menschen auf der anderen Seite der Erde gebracht. Inzwischen ist die Evangelisch-Lutherische Kirche Papua-Neuguineas mit 1,5 Millionen Mitgliedern die zweitgrößte Kirche des Landes – nach der katholischen. „Der Glaube der Menschen von dort beeindruckt mich sehr“, sagt Stollner, die zwar selbst noch nie in Papua-Neuguinea war, aber schon viele Neuguinies in Fürnried begrüßen durfte. „Und bei uns gehen nur wenige Menschen noch zur Kirche!“ Nun, anlässlich der Landessynode in Amberg (Sonntagsblatt Nr. 48) besuchte Bischof Jack Urame von der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Papua-Neuguinea Fürnried.

„Zu uns kommen viele Gäste aus Papua-Neuguinea sowie Schulklassen, Konfirmandengruppen, Frauenkreise, Tagestouristen, Wanderer und Radfahrer – denen wollen wir mit dem Museum einen Ort geben, sich zu erinnern“, so Stollner. Das Anliegen der Kirchenvorsteherinnen: Eine Anlaufstelle zu haben für die, die Johann Flierl suchen. „Zum anderen wollen wir einen Ort für uns haben, um uns zu treffen, für Veranstaltungen,
damit wir das Evangelium weitertragen können.“

Nicht bei allen stieß diese Idee auf offene Ohren. Ortspfarrer Andreas Utzat und Verantwortliche von Mission EineWelt, dem Centrum für Mission
und Partnerschaft in Neuendettelsau, mussten erst überzeugt werden. Leicht sei das nicht gewesen berichtet Stollner, die trotz Hindernisse  unerschrocken ihr Ziel weiter verfolgte. Provokant formulierte sie: „Bei uns lebt Johan Flierl, in Neuendettelsau ist er begraben!“ Der Regensburger
Regionalbischof Hans-Martin Weiss schaltete sich ein und vermittelte. Und inzwischen unterstützen das Projekt sowohl der Pfarrer als auch
Mission EineWelt. Auch Brigitte Bachmann, Bürgermeisterin der Gemeinde Birgland, zu der Fürnried gehört, ist längst mit im Boot.

Seit diesem Jahr (2017) nimmt das Konzept Gestalt an: Das Projekt wird auf 178.000 Euro geschätzt. Aus eigenem Antrieb stellte Stollner Anträge. Mit Erfolg. „Wir haben bisher 90.000 Euro Fördergelder der Europäischen Union bekommen und 10.000 Euro von der bayerischen
Landesstelle für nicht staatliche Museen.“ Auch Dekanatsbezirk und Gemeinde Birkland beteiligen sich.

Im ersten Stock des evangelischen Gemeindehauses, dem ehemaligen Schulhaus, in dem Flierl zur Schule gegangen ist, werkeln schon die
Handwerker. „Das ganze Leben Flierls wird in seinem ehemaligen Schulraum gezeigt werden.“

Geburtsort – Gedenkort

schuleDann fahren die Synodalen nach Buchholz. „In diesem Haus wurde Johann Flierl geboren“, erklärt Anni Weber an einem Gedenkstein vor einem
kleinen Fachwerkbauernhaus. „So schön wie es jetzt ausschaut, war es zur damaligen Zeit nicht.“

Bewegt berichtet sie, wie der kleine Johann schon mit neun Jahren wusste, dass er Missionar werden wollte. Die Eltern haben ihn dabei unterstützt. Der Vater reiste mit dem 13jährigen Jungen nach Neuendettelsau, um ihn an der Missionarsschule anzumelden. Damals ein mühevoller Weg. Mit 20 Jahren hatte Flierl seine erste Missionsstation in Australien, so Weber weiter. 1886 betrat er als erster protestantischer
Missionar Papua-Neuguinea.

„Es ist viel zu wenig bekannt, dass das hier eine richtig klassisch evangelische Region in Bayern ist“, sagt Regionalbischof Weiss. „Ich finde es
sinnvoll, dass wir in Regionen, die an Biografien evangelischen Lebens arm sind, solche Erinnerungsorte schaffen, sie museal und touristisch
erschließen.“

Martin Bek-Baier (Sonntagsblatt)

Wer das Projekt unterstützen möchte, überweist an: Ev.-Luth. Kirchengemeinde Fürnried, Raiffeisenbank Sulzbach-Rosenberg „Projekt Johann Flierl“ IBAN: DE32752617000000426881 BIC GENODEF1SZH

Quelle: Evangelisches Sonntagsblatt vom 10. Dezember 2017, 2. Advent, 133. Jahrgang, Nummer 49, S. 6