Biographie

Geburtshaus von Johann Flierl
Bildrechte Irmgard Kaula 2017

Wir schreiben das Jahr 1858. Im Weiler Buchhof, südlich von Fürnried in der Gemeinde Birgland erblickte am 16. April als jüngstes von sieben Geschwistern Johann das Licht der Welt. Seine Eltern waren die Kleinbauern Kunigunde geb. Danhauser von Mittelreinbach und Konrad Flierl.

Zwei Tage später wurde er im barocken Pfarrhaus getauft und am Palmsonntag 1871 in der Kirche St. Willibald in Fürnried konfirmiert. Dort besuchte er auch die Dorfschule vom Mai 1864 bis zum Frühjahr 1871. Der Wunsch, Heidenmissionar zu werden, war in Flierl im Alter von acht oder neun Jahren erwacht. In der Dorfschule wurde das bunte Calwer Kindermissionsblatt an die älteren Schüler verteilt. Flierl, schon als Kind ein leidenschaftlicher Leser und immer auf der Suche nach neuer Lektüre, erhielt auf sein Bitten hin ebenfalls einige Hefte.

Nach vierjähriger Wartezeit, die er mit einer Lehre in Nürnberg und zu Hause bei der Mitarbeit in der Landwirtschaft verbrachte, konnte er als 17jähriger ins Neuendettelsauer Missionsseminar eintreten. An Pfingsten 1878 gab es ein tränensreiches Abschiedsfest in Buchhof, denn man nahm an, es sei für immer. Dort steht auch der Gedenkstein mit der Aufschrift: “Hier bin ich. Sende mich.” (Jesaia 6,8). Johann Flierl zum Gedächtnis.

Nachdem Flierl sieben Jahre lang als Missionar in Australien gewirkt hatte, wo er auch seine Frau Louisa geb. Auricht kennen lernte, ging 1886 sein Traum in Erfüllung. Der 12. Juli ist noch heute ein Gedenktag für "Papa Flierl" in Papua-Neuguinea. In Finschhafen betrat er als erster Missionar den Boden des Landes. Die zu überwindenden Anfangsschwierigkeiten (mörderisches Klima, Unkenntnis der Sprache, Sitten und Religion der Papua, Wildheit der Menschen und des Landes) stellten an ihn fast übermenschliche Anforderungen.

Er gründete eine Missionsstation in Simbang bei Finschhafen und später die Gesundheitsstation Sattelberg (1892).

1888 kam seine Frau Louise nach Simbang I, die er 1882 in Australien geheiratet hatte. In Simbang I kam 1890 Tochter Dora zur Welt. 1892 folgte Sohn Wilhelm auf der Station Simbang II.
Nach der Gründung der Missionsstation auf dem Sattelberg 1892 erblickte 1894 Tochter Elisabeth das Licht der Welt. Johannes kam ebenfalls auf dem Sattelberg im Jahre 1895 zur Welt.

1898 war endlich der langersehnte Urlaub in Australien. Im gleichen Jahr, am 20. August, fanden in Neu Guinea die ersten Taufen statt. Nach 13 Jahren wurden Tobias und Silas getauft, aber nicht von Johann Flierl selbst. Er wollte, dass die Einheimischen den Samen von Gottes Wort an die eigenen Leute weitertragen sollten.

Die dritte und letzte durch Johann Flierl gegründete Station in Neu Guinea war 1904 in Heldsbach.

Nach 30 Jahren von 1908 bis 1910 war Johann Flierl zusammen mit seiner Frau auf großer Reise durch drei Kontinente: Australien, Europa und Nordamerika. In Iowa/USA erhielt der den Ehrendoktor.

Wiederum 30 Jahre später, 1937, später kam er endgültig zurück nach Deutschland, nachdem seine Frau Louisa 1934 in Tanunda/Australien verstarb und dort auch beerdigt ist.

Als er Abschied von seiner Insel nahm, konnte er zurückblicken auf ein weit verzweigtes Netz von 18 Hauptstationen, von denen jede einen Kreis von Schul- und Außenposten um sich hatte und auf denen sich 25 000 Christen befanden; außerdem empfingen über 2000 Kinder von papuanischen Lehrern einen regelmäßigen Unterricht, und über 100 000 Papua standen unter dem Einfluss des Evangeliums.

Flierl verfasste zahlreiche Missionsschriften, von denen einige auch in englischer Sprache erschienen sind. Er genoss großes Ansehen, nicht nur in deutschen, sondern auch in amerikanischen und australischen lutherischen Missionskreisen. In Iowa, USA erhielt er die Auszeichnung zum Dr. theol. h.c.

In Neuendettelsau ist er im Alter von 89 Jahren, 5 Monaten und 14 Tagen gestorben und beerdigt. Seine vier Kinder waren ebenfalls in der Mission tätig. In Papua Neuguinea gibt es heute rund 1,5 Millionen Lutheraner bei einer Bevölkerung von 8 Mio. Einwohnern. Und wenn dann die Reisegruppen in Buchhof am Gedenkstein mit Tränen in den Augen singen und beten, sehen wir, was wir in unserem Glauben verloren haben. Ich denke, diese Menschen müssten jetzt bei uns missionieren. Deswegen und damit Senior Johann Flierl in unserem Gedächtnis bleibt, haben wir in seiner ehemaligen Schule ein Museum zu seinen Ehren errichtet.