Mit „erzähl ich morgen“ präsentiert Susanne Froehlich, Professorin und Ur-Urenkelin des Missionars Johann Flierl, ihren ersten Roman. Eine Lesung nimmt die Zuhörer mit auf eine Reise durch Hell und Dunkel der menschlichen Beziehungen.
Die Wissenschaftlerin und Autorin Susanne Froehlich, Professorin für Alte Geschichte an der TU Darmstadt, ist die Ur-Urenkelin des evangelischen Missionars Johann Flierl, der aus dem Birgland im 19. Jahrhundert als der erste deutsche Missionar nach Papua-Neuguinea aufbrach. Nun kehrte sie – zumindest symbolisch – zu den Wurzeln ihrer Familie zurück.
Denn im Fürnrieder Johann-Flierl-Museum, das dem Leben und Wirken ihres berühmten Vorfahren gewidmet ist, las Froehlich aus ihrem ersten Roman „erzähl ich morgen“, erschienen unter dem Pseudonym Mareike Klee.
Rückkehr zu den Wurzeln
Begrüßt wurde die Autorin von Gerda Stollner, Vorsitzende des Fördervereins „Leben und Wirken des Missionars Johann Flierl“, die die Lesung organisiert hatte. Viele Zuhörerinnen und Zuhörer aus Fürnried und Umgebung waren gekommen, um nicht nur einer fesselnden neuen Stimme in der deutschen Gegenwartsliteratur zu lauschen, sondern auch einer Nachfahrin jenes Mannes, der einst aus der Oberpfalz in die Ferne aufgebrochen war.
Froehlich lebt mit ihrer Familie in Greifswald. Im Hauptberuf forscht und lehrt sie zur antiken Welt – doch seit einiger Zeit hat sie zwei neue „Hobbys“, wie sie augenzwinkernd erzählt: „Das eine ist Romane schreiben, und das andere, mit Leuten über diese Romane zu reden.“
Ihr Debütroman „erzähl ich morgen“ entführt jedoch nicht in die Antike, sondern mitten in die Gegenwart: in das Leben der Soziologin Hedwig, 41, Professorin und Mutter, deren streng geordnete Welt ins Wanken gerät, als sie den 28-jährigen Avi, einen jüdischen DJ aus Berlin, kennenlernt. Zwischen beiden entspinnt sich eine zarte, widersprüchliche Beziehung, die die Grenzen von Alter, Milieu und Identität auslotet – eine Geschichte über Liebe, Loslassen und die Frage, wie viel Risiko das Leben verträgt.
Mit spürbarer Freude führte die Autorin das Publikum durch Szenen ihres Romans, kommentierte, lachte und erklärte Hintergründe. Froehlich liest lebendig, spricht im Tonfall ihrer Figuren und reflektiert zugleich ihre Figurenkonstellationen: „Die Hauptstimme ist Hedwigs – aber über Nachrichten des Bruders Levi erfährt man auch, was in Avi vorgeht. So entsteht eine Doppelperspektive aus Nähe und Distanz.“
Der Titel „erzähl ich morgen“, erklärt sie, sei „ein schönes Versprechen – von dem wir im Laufe der Geschichte sehen, ob es eingelöst wird“. Es gehe um Kommunikation, um Schweigen, um die kleinen Pausen zwischen den Worten – eine poetische wie psychologische Studie, verpackt in klarer, präziser Sprache. „Ich wollte zeigen, wie Menschen reden, wenn sie eigentlich nicht wissen, was sie sagen sollen“, sagt Froehlich.
30.10.2025 Thomas Dobler, M.A.